Sonntag, 11. September 2016

Clannon Miller im Interview


-Liebe Clannon magst du dich einmal kurz Vorstellen ?
Ich lebe am Stadtrand von Berlin, habe drei erwachsene Kinder mit dazugehörigem Mann, dafür habe ich auf Katzen, Hunde und Wellensittiche verzichtet. Ich bin zarte 54 Jahre alt, fühle mich meist wie 80 und sehe aus wie 100, habe einen Fulltime-Job und neben viel anderem Tingeltangel bin ich auch noch Hobbyautorin. Obwohl ich diese Bezeichnung eigentlich hasse, denn das Schreiben ist für mich inzwischen zur knallharten Knochenarbeit mit einem Höchstmaß an Professionalität geworden ist.

- Wie bist du zum Schreiben gekommen oder wusstest du schon immer dass du Autorin werden möchtest?
Ich glaube, ich wurde als Autorin geboren ;-). Ehrlich, das ist keine Ironie. Ich schreibe Geschichten seit ich mich erinnern kann.

- Wie findest du die Zeit und Kraft neben deinen Kindern so tolle Bücher zu schreiben?
Meine Kinder sind erwachsen, supertoll und sie unterstützen mich bei allem was ich so treibe. Aber um ernsthaft auf die Frage zu antworten. Früher habe ich geschrieben, wenn ich Lust und Zeit und vor allem Ideen hatte. Jetzt setze ich mich jeden Tag ganz bewusst für mindestens eine Stunde hin und versuche zu schreiben und mit meinen Geschichten voranzukommen. Schneller und besser bin ich deswegen aber auch nicht geworden. Das Einzige was sich geändert hat: jetzt habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen, wenn ich in der einen Stunde nichts Brauchbares zustande bringe.

- Was machst du wenn du nicht gerade Schreibst ?
Lesen, Computerspiele zocken, musizieren, meinen Mann ärgern, meine Kinder verwöhnen, Haushalt durcheinanderbringen, TV-Serien inhalieren, noch mehr lesen und viel zu viel bei Facebook herumgammeln.

- Hast du von Anfang an deine Geschichten vor Augen oder entwickelt es sich bei dir nach und nach beim Schreiben?
Beides. Ich fange jede Geschichte mit einem klaren und perfekt durchdachten Handlungsablauf an. Dazu mache ich mir zumindest über die Hauptprotas ausführliche Gedanken, was ihren Charakter und ihre Hintergrundgeschichte angeht, aber es passiert mir jedes Mal beim Schreiben, dass sich meine Geschichten und auch meine Helden verselbstständigen und am Ende kommt meist etwas ganz anderes heraus als das, was ich ursprünglich geplant hatte.
Deshalb kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass zum Schreiben weitaus mehr gehört, als nur das getreue Abarbeiten von irgendwelchen schlauen Autorenratgebern. Was das Schreibhandwerk von der Schreibkunst unterscheidet, ist die Intuition und die Muse.

- Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?
Absolut, mit Haut und Haar.

- Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du dich dann an Personen in deinem Umfeld?
Bei meinen Nebencharakteren ja, durchaus. Einige Menschen, die mir begegnet sind, könnten sich ganz leicht in meinen Romanen wiederfinden, wenn sie nur wüssten, wer hinter dem Pseudonym Clannon Miller steckt ;-).
Meine Hauptprotas hingegen entwerfe ich auf dem „Zeichenbrett“. Ich überlege mir eine Hintergrundgeschichte für sie und weise ihnen dann die dazu passenden Charaktereigenschaften zu.
- Welcher Ort inspiriert Dich am meisten oder ist es eine Person?
Das ganze Leben inspiriert mich. Jeder einzelne Tag davon und jeder Mensch, der mir begegnet, jedes Buch, das ich lese, jeder Film, den ich anschaue, jedes Lied, das ich höre, jedes Gespräch, das ich führe, jedes Land, das ich bereise … einfach alles. Warum sollte ich mich auf einen Ort oder eine Person festlegen?

- Hast du irgendwelche Rituale beim Schreiben, z.B. Musik hören, Naschen?
Wenn ich’s recht überlege nein. Ich brauche absolute Ruhe beim Schreiben und Kaffee.

- Hast du eine neues Projekt, das du uns schon verraten kannst?
Eigentlich hatte ich vor, nach Veröffentlichung des dritten und letzten Valkyria-Bandes im Januar eine lange, sehr lange, ewig währende Veröffentlichungspause zu machen, aber leider spuken mir schon wieder hundert Geschichten im Kopf herum und ich kann nicht garantieren, dass da nicht binnen Jahresfrist wieder ein neuer Roman daraus entsteht. Im Augenblick arbeite ich an einem Erotikthriller und an einer neuen Fantasy-Geschichte, die nichts mit den Valkyria zu tun hat.
Mal sehen was daraus wird.

- Wo schreibst du am liebsten?
Am liebsten zu Hause in meinem Büro an meinem Schreibtisch, ganz spießig und unspektakulär.

- Wie wichtig sind dir persönlich deine Rezensionen? -Wie sehr nimmst du dir Kritik zu Herzen?
Da du nach „meinen“ Rezensionen fragst, ist die Antwort ganz leicht (Uff, ich bin froh, dass du mich nicht nach meiner Meinung zu Rezensionen im Allgemeinen gefragt hast, da hätte ich mich nämlich ganz schön unbeliebt gemacht ;-) ).
„Meine“ Rezensionen sind mir persönlich SUPERWICHTIG.
Ich freue mich wie eine Verrückte über jede einzelne lobende Rezension. Selbst wenn es nur ein Satz ist, rettet er mir den ganzen Tag. 5-Sterne-Rezensionen sind für mich wie liebevoll verpackte Geschenke. Ich nehme sie als das Dankeschön meiner Leser, dafür, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden waren.
Die Frage, wie sehr ich mir Kritik zu Herzen nehme, finde ich hingegen ziemlich heikel, weil ich eigentlich nicht arrogant klingen will …
Alle Rezensionen sind Lesermeinungen und geben eine individuelle Wahrnehmung und keine alleinseligmachende Wahrheit wieder. Diese individuelle Einschätzung des Gelesenen reflektiert im Grunde nur den persönlichen Geschmack des Lesers, der verstärkt oder geschwächt wird durch seinen Intellekt, seine Lebenserfahrung und auch durch seine Bildung.
Tja, und ohne meinen Kritikern zu nahe treten zu wollen, aber jemand, der meine Bücher nicht mag oder daran rummeckert, sorry, aber dem fehlt halt irgendwie etwas (ich sag nicht was ;-) ).

- Wie war es für dich dein erstes eigenes Buch in den Händen zu halten?
Schön. Es hat zwar keine Ohnmachtsanfälle bei mir verursacht, weil es mit sehr viel Arbeit im Vorfeld verbunden war, aber stolz war ich natürlich schon.
Stolz wie Oskar.
Verdammt stolz.
Bin fast geplatzt vor Stolz.

- Was war der schönste Moment in deiner bisherigen Zeit als Autorin?
Als ich – der erklärter Nicht-Hörbuchfan – meinen Pygmalion als Hörbuch angehört habe. Ich habe 20 Stunden lang das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Ich bin so begeistert von dem Hörbuch und habe mich dabei noch mal total in mein eigenes Geschreibsel verliebt. Ich weiß, das klingt eitel, aber ich kann echt nichts dagegen tun. Das Pygmalion Hörbuch war mein allerschönster 20-Stunden-währender Moment in meinem Autorenleben.

- Erhöht der Titel Bestsellerautorin beim nächsten Buch für dich selber den Druck ?
Ja und nein.
Ja, weil ich wie jeder andere Mensch schwach und voller Fehler bin, weil ich eitel und ehrgeizig bin und mir natürlich von Herzen wünsche, dass jedes meiner Bücher ein Bestseller wird und dass mein nächstes Buch noch besser wird als das vorherige, und dass es noch mehr Leser erreicht noch mehr Lob bekommt noch mehr Geld einbringt.
Und nein, weil ich trotz meiner Eitelkeit und meines Ehrgeizes immer nur das schreibe, worauf ich Lust habe und mich beim Schreiben keinen Deut um Ranglisten und Mainstream und Fanhype kümmere. Ich schreibe das, was ich selbst gerne lesen möchte, und wenn ich Glück habe, wird meine Geschichte ein Bestseller aber wenn mein Geschmack total daneben liegt, habe ich eben Pech gehabt. Das heißt aber nicht, dass ein erfolgloses Buch automatisch ein schlechtes Buch ist. Ganz im Gegenteil ...

- Was war bis jetzt das witzigste oder spannendste bei deinen Recherchen ?
Was für Recherchen? Das ganze Leben ist eine Recherche und das hat mir – Gott sei Dank - bisher mehr Lachen als Tränen, mehr Spannung als Langeweile und mehr Ideen als Stumpfsinn beschert.

- Wie wichtig ist dir der Leserkontakt ?
Diese Frage stelle ich mir immer umgekehrt. Wie wichtig ist den Lesern der Kontakt zu mir? Ich habe ja leider gar nicht so viel Zeit für mein Profi-Nebenher-Hobby und muss mir die Zeit für die „Leserpflege“ stets von der Schreibzeit abknapsen.
Ich versuche jeden Tag etwas Zeit bei Facebook zu verbringen um mit den Lesern und Fans zu kommunizieren. Sonntags ist mein Mail- und Postbearbeitungs-Tag, das heißt spätestens am Sonntag beantworte ich alle Lesermails und Fanpost, und es kommt durchaus vor, dass ich den ganzen Sonntag damit verbringe und nicht ein einziges Wort an meinem Buch geschrieben habe.
Also wenn das ein Maßstab für Wichtigkeit ist, dann würde ich sagen, oh ja, meine Leser sind mir verdammt wichtig.

- Sehen wir dich auf der Buchmesse in Frankfurt? Wenn ja, wann und wo ?
Nein. Ich meide Messen wie die Pest, aber ich wünsche natürlich aber all meinen Kollegen, den Bloggern, Verlagen und Lesern sehr viel Spaß dort und viele, viele Goodie-Bags ;-)

- Kann man signierte Bücher direkt bei dir bestellen ? Wenn ja wo ?
"Nein, leider nicht. Ich hoffe deine und meine Leser sind mir nicht böse, aber irgendwie sprengt dieser Nebenher-Buchhandel schlicht meinen straff organisierten Alltag, und so gern ich meinen Fans eine Freude machen, mir fehlt dazu die Zeit oder zwei Leibsklaven.

Ich danke dir auf jeden Fall ganz herzlich für die wunderbare Gelegenheit mich vorstellen und mal wieder so richtig nach Herzenslust schwafeln zu dürfen.

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