Mittwoch, 7. September 2016

Interview mit Jane Christo alias Christine Thomas


-Liebe Jane magst du dich einmal kurz vorstellen ?

Hallo Jaqueline, vielen Dank für die Einladung!

Ich bin Christine (aber niemand nennt mich so, mein Spitzname ist Jane) und schreibe als Jane Christo im Bereich Romantic Suspense & Dark Romance mit Hang zu Mafia-Romanen und organisiertem Verbrechen.

Als Christine Thomas schreibe ich New Adult & Young Adult- Romane, u.a. die „Rock My World“- Reihe für cbt.




- Was hat dich zum Schreiben bewegt?

Das war schon ein bisschen seltsam. Wenn man Autoren diese Frage stellt kommt üblicherweise, dass sie schon mit Siebeneinhalb an ihrem ersten Roman gefeilt haben.

Ich hab mich nie fürs Schreiben interessiert, da ich eigentlich eher der visuelle Typ bin und mit Grafik & Design zu tun habe.

Aber ich bin auch Vielleserin und steckte damals in einer Phase, in der ich über Wochen Lesestoff erwischt hab, der mir vor lauter Augenrollen beinah ein Schleudertrauma verursacht hat. Irgendwann dachte ich: „Mann, das kann ja selbst ich besser schreiben!“

Da war ich Mitte Dreißig.




- Was machst du wenn du nicht gerade schreibst ?

Püh, wie lang darf das Interview werden?!

Wenn ich nicht lese oder schreibe bin ich Kreischfan der Dallas Cowboys, Houston Texans und Seattle Seahawks. Seltsamerweise hat mich American Football gar nicht so interessiert, als ich in den USA gelebt habe. Das kam später. Doch seit einigen Jahren bin ich NFL-süchtig, und mehr als erleichtert, dass die Season endlich wieder losgeht ,-)

Ansonsten stelle ich meinen eigenen Schmuck her, während ich Audiobücher höre. Quatsche mit Freunden, reite (leider nicht mehr so oft), gehe ins Kino, reise gern und bin an sich viel unterwegs. Außerdem liebe ich das Meer und alles, was man darin machen kann, wie schwimmen, schnorcheln, tauchen oder segeln.





- Arbeitest du immer noch in der Medienindustrie, oder konzentrierst du dich ganz auf das Schreiben?

Was die Mediendustrie angeht habe ich noch einen Fuß in der Tür, konzentriere mich aber mittlerweile deutlich mehr aufs Schreiben. Ich bin immer noch Coverdesignerin und produziere Buchtrailer. Aber Großprojekte kann ich nicht mehr annehmen, dazu fehlt mir die Zeit.





- Erhöht der Titel "Bild-Bestsellerautorin" beim nächsten Buch für dich selber den Druck ?

Nach dem Erfolg der „Prinzessin von New York“ war der Druck extrem hoch. In den Wochen danach habe ich täglich mehr als hundert Mails von Lesern, Fans und Bloggern erhalten. Hatte Verlagsanfragen in der Mailbox, Autorenanfragen und habe plötzlich von wildfremden Leuten Manuskripte zugeschickt bekommen. Nach sechs Wochen ist das zwar abgeflaut, doch in dieser Zeit konnte ich praktisch nicht arbeiten.



Nachdem das Buch wochenlang #1 im Kindle-Shop war zudem der Druck groß, gleich einen 2. Teil zu liefern. Es wäre auch strategisch klug gewesen. Zu dem Zeitpunkt war ich jedoch bereits in meine Romantic Comedy-Reihe um Trudi Jefferson vertieft, und hatte den ersten Band praktisch im Kasten. Darüber hinaus hatten viele Kollegen erwartet, dass der Trudi Jefferson-Roman ebenfalls durch die Decke gehen wird, ich war da skeptisch.

Romantic Comedy ist nicht das gleiche wie Romantic Suspense. Letzteres ist seit einigen Jahren bei den Lesern sehr gefragt. Ich liebe jedoch Abwechslung, und tausche gern mal das Genre. Ständig über das Gleiche zu schreiben langweilt mich, darum habe ich Trudi Jefferson nach der „Prinzessin“ rausgebracht, trotz des Risikos, dass der Roman von den Lesern nicht angenommen wird.

Aber der Druck, etwas Ähnliches, wie die „Prinzessin“ zu schreiben, war wirklich groß.





- Was war bis jetzt das witzigste oder spannendste bei deinen Recherchen ?

Ich habe für die Blanche-Reihe (die im Herbst diesen Jahres neu aufgelegt wird) im Vorfeld Wochen und Monate recherchiert. Hier ging es im Kern um Mafiastrukturen, wie die Unterschieden zwischen Russen- und der italienischen Mafia.

Wer trägt welche Tattoos, welche Waffengattungen sind üblich, welche Munition und was für ein Sprengstoff wird eingesetzt?

Ich habe eine ganze Datenbank zu diesen Themen aufgebaut: Wie explodiert eine Granate, nach oben oder zur Seite? In wie viele Teile kann man eine Heckler & Koch zerlegen und wie schnell ist das möglich? Über welche Quellen kommt man an Waffen? Wie beauftragt man einen Killer, und wie funktioniert in diesem Zusammenhang die Kommunikation im Darknet?

In der Zeit habe ich meinem Mann mal im Scherz gesagt, falls das BKA unsere Wohnung stürmen sollte, soll er einfach auf mich zeigen und rufen: „Sie war’s!!!“





- Wie bist du bei der Recherche von "Die Prinzessin in New York" vorgegangen ?

Dank der Blanche-Reihe verfüge ich über eine ziemlich solide Datenbank zum Thema Mafia & Waffen. Diese Datenbank füttere ich regelmäßig und baue sie weiter aus.

Ich musste im Grunde nur noch Ergänzungen einfügen.

Aufwändiger wurde es beim Thema Darknet und der ganzen Programmier- und Hackersprache. Dass diese Recherche so anstrengend wird, hätte ich vorher nicht gedacht. Es war schwierig Infos zu diesem Thema zu finden, die man Laien verständlich rüberbringen kann, ohne in Hacker-Slang zu fallen. Welcher Leser kennt sich schon damit schon aus? Ich bestimmt nicht.

Der ganze Hacker-Themenbereich ist hochkomplex. Die Herausforderung lag darin, das auf einen einfachen Nenner runterzubrechen und einigermaßen verständlich wie glaubhaft rüberzubringen.






Du hast das Ganze so toll dargestellt und kanntest dich mit vielem so gut aus. Da war ich echt sprachlos. Bist du heimlich Geheimagentin ?

Nun ja, ich könnte es dir verraten, aber dann müsste ich dich – du weißt schon – kalt machen und so ,-)

Aber Scherz beiseite. Wenn diese Dinge lebendig und hautnah beim Leser rüberkommen, hat der Autor seine Hausaufgaben gemacht. Denn wenn man über etwas schreiben will, sollte man auch wissen, wovon man redet.






- Hast du ein neues Projekt, das du uns schon verraten kannst?

Durch die Blanche-Neuauflage habe ich in diesem Jahr ungewöhnlich viele Veröffentlichungen.



Im September geht es mit der „Auftrags-Schnulze“ los, der zweite Trudi Jefferson-Roman. In dieser Reihe geht es um Trudi, eine High School-Lehrerin, die ständig über Leichen stolpert. Auf diesem Weg lernt sie den Hottie Detective Jet Lawson kennen. Aber auch den Boss der Unterwelt von L.A., Wyatt Slater, der nicht ganz unschuldig daran ist, dass immer mehr Leichen auftauchen.

Beide wollen Trudi, die über die zweifelhafte Begabung verfügt, sich in brenzlige Situationen zu bringen. Und beide kämpfen auf ihre Weise um sie.



Danach geht es mit Dark Romance weiter. „Blanche – Der Pakt“, erscheint im Oktober. Das ist die Reihe um eine Profikillerin, die den Tod ihres Mentors rächen will und sich dabei mit dem Teufel anlegt – buchstäblich. Der hetzt ihr einen seiner Höllenfürsten auf den Hals, und Blanche muss feststellen, dass man nicht jeden töten kann. Dass sich die beiden ineinander verlieben ist ungünstig und verursacht eine Menge Probleme.

„Blanche – Die Schlacht“ erscheint im November und „Blanche – Die Rache“ im Dezember.



Mehr zu meinen Veröffentlichungen kann man übrigens auf meinem Blog nachlesen:

http://heartbeat-books.blogspot.de/p/my-books.html





- Bei der Produktion eines Hörbuchs hast du Mitspracherecht beider Wahl der Sprecherin ?

Das audible-Team hat sich in dieser Hinsicht wahnsinnig großzügig gezeigt. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Vertrag Monate vor Erscheinungstermin geschlossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt konnte kein Mensch ahnen, dass das Buch so durch die Decke geht.

Ich durfte Vorschläge zur Sprecherin machen und habe auch meine Traumsprecherin bekommen.




- Wenn Du eine traurige, witzige oder spannende Szene schreibst, fühlst du dann mit?

Unbedingt, sonst kann ich sie nicht glaubhaft rüberbringen. Empathie (für meine Helden) ist für mich beim Schreiben unerlässlich.




- Wenn Du einen neuen Charakter entstehen lässt, orientierst du dich dann an Personen in deinem Umfeld?

Das ist sehr selten. Was meine Helden angeht, verschmelze ich mit der Rolle und überlege was sie brauchen, um

a) interessant zu sein und was sie

b) an Ecken und Kanten benötigen um

c) wachsen zu können



Wenn ich meinen Helden Freunde gebe überlege ich mir, wen sie brauchen, um sich weiterentwickeln zu können. Das kann mal der empathische Nachbar sein oder eine Todfeindin.

Bei größeren Rollen schreibe ich ihnen eine Biographie, damit sie lebensnah sind und glaubhaft handeln. Aber auch hier lasse ich meine Vorstellungskraft walten.




- Dein witzigster Schreibfehler oder Tippfehler ?

Ich habe eine Reihe von Lieblingsfehlern & Wortdrehern. So steht da gern mal Nachtisch statt Nachttisch – oder umgekehrt.

Peinlich wird es, wenn da Scheißtand statt Schießstand steht. Oder wenn mein Held einen Scherz macht, und da steht dann Schmerz.

Mäh!




- Wie wichtig ist dir der Leserkontakt ?

Der Kontakt zu meinen Lesern ist mir enorm wichtig. Sie beflügeln mich, darum bin ich sehr an ihrer Meinung, Anregungen und Impulsen interessiert – schließlich schreibe ich für sie.



Als nach der „Prinzessin“ die Mail-Lawine losging, habe ich so ziemlich jedes Angebot ausgeschlagen. Ob es Kollegen waren, die mich für Gemeinschaftsprojekte an Bord haben wollten (die Termine waren ohnehin alle zu kurzfristig) oder Verlage, die Interesse an der „Prinzessin“ hatten.

Doch ich habe jedes Leser-Mail, jede PN und sämtliche Anfragen nach signierten Büchern, Postkarten und Lesezeichen beantwortet. Das hat für mich Priorität.

Ich schätze mich glücklich eine so treue Leserschaft zu haben. Das gleiche gilt für die Blogger. Manche begleiten mich seit meinem ersten Roman, das macht mich unheimlich happy.




- Dein schönster und aufregendster Moment als Autorin?

Das war im Frühjahr nach meinem Urlaub. Ich war in der Bank und habe Kontoauszüge gezogen. Plötzlich steht meine Bankerin hinter mir, tippt mir gegen die Schulter und reicht mir einen Stift und „Die Prinzessin von New York“ mit bitte um ein Autogramm.

Das war einer dieser Momente, die man nicht so schnell vergisst ,-)




- Gibt es noch Termine diese Jahr an denen man dich Treffen kann ?

( Messen oder Lesungen )

Das war für mich ein Hardcore-Jahr, darum werde ich nicht mehr viel machen. Am 21.10. (Freitag) bin ich auf der Frankfurter Buchmesse. Theoretisch könnte man mich dort treffen, aktuell ist jedoch noch kein Meet & Greet geplant.

So was kann sich aber schnell ändern.







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